Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 68
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S. 123
Küche noch an anderer Stelle, sodass ich von 3.00 bis
Sonnenaufgang und dann zum Wecken dauernd unterwegs
war. Dazu war ich noch Gewehrführer und musste darum
schon mit Hand anlegen beim Instandsetzen der Waffen
und Geräte, zumal weil meine Korporalschaft ohnehin
die Kleinste - gleich 4 Mann - war, trotzdem aber die
Arbeit dieselbe. Den versäumten Schlaf jedoch holte ich
in nächster Nacht nach. - Erschütternd war auch das
Verlesen der Post bei der Paroleausgabe. - Aus dem grossen
Postsack, wurden die Stücke einzeln hervorgeholt und
verlesen, der Gewehrführer nahm sie dann in Empfang, aber
wie oft erklang die Meldung: gefallen, verwundet,
vermisst. -
Der kommende Tag war schön, eine herrliche Gegend
überhaupt, die schönen Parks, das Dörfel so nett, wenn auch ein
Foto: Abwehrgeschütz bei Beschießung eines Fliegers
S. 124
wenig reichlich verwahrlost, aber es war ja Krieg. Dicke Wolken
fegte der Wind über den Himmel, es war Fliegerwetter. Die
klare Luft hatte alle Fesselballons emporgelockt, in langer
Reihe konnte man die Punkte am Horizont zählen, und
weiterhin feindwärts ebenfalls die feindlichen Ballone.
Lange liessen auch die Flieger nicht auf sich warten. - Die
Beobachter im Fesselballon haben einen schweren Dienst. Schon
bei einfachen Manöverübungen gehört der Aufenthalt im Korbe
eines solchen Lufttelephanten nicht zu den Annehmlichkeiten
des Lebens, denn er schlingert und pendelt in so unangenehmer
Weise, dass nur ganz seefeste Männer von schwerer Seekrankheit
bewahrt bleiben. Im Dienst an der Front kommt hierzu die
Gefahr feindlicher Angriffe. Der Fesselballon ist ja das Auge der
Aufklärungsabteilungen und ist also ständig das Ziel
feindlicher Granaten und Flieger. Da heisst es dann für den
Foto: Fesselballon
Beobachter im Korbe gelegentlich sein
Leben durch Absprung zu retten.
Abspringen aus einer Höhe, an
die die höchsten Kirchtürme
nicht heranreichen! Das kostet
einen Entschluss. Aber der wird
erleichtert durch dienstlichen
Befehl. Da der Beobachter die
feindlichen Flieger selbst nicht
sehen kann, weil der über ihm
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S. 123
Küche noch an anderer Stelle, sodass ich von 3.00 bis
Sonnenaufgang und dann zum Wecken dauernd
unterwegs war. Dazu war ich noch Gewehrführer und musste darum
schon mit Hand anlegen beim Instandsetzen der Waffen
und Geräte, zumal weil meine Korporalschaft ohnehin
die Kleinste - gleich 4 Mann - war, trotzdem aber die
Arbeit dieselbe. Den versäumten Schlaf jedoch holte ich
in nächster Nacht nach. - Erschütternd war auch das
Verlesen der Post bei der Paroleausgabe. - Aus dem grossen
Postsack, wurden die Stücke einzeln hervorgeholt und
verlesen, der Gewehrführer nahm sie dann in Empfang, aber
wie oft erklang die Meldung: gefallen, verwundet,
vermisst. -
Der kommende Tag war schön, eine herrliche Gegend
überhaupt, die schönen Parks, das Dörfel so nett, wenn auch ein
Foto: Soldaten mit Kanone
S. 124
wenig reichlich verwahrlost, aber es war ja Krieg. Dicke Wolken
fegte der Wind über den Himmel, es war Fliegerwetter. Die
klare Luft hatte alle Fesselballons emporgelockt, in langer
Reihe konnte man die Punkte am Horizont zählen, und
weiterhin feindwärts ebenfalls die feindlichen Ballone.
Lange liessen auch die Flieger nicht auf sich warten. - Die
Beobachter im Fesselballon haben einen schweren Dienst. Schon
bei einfachen Manöverübungen gehört der Aufenthalt im Korbe
eines solchen Lufttelephanten nicht zu den Annehmlichkeiten
des Lebens, denn er schlingert und pendelt in so unangenehmer
Weise, dass nur ganz seefeste Männer von schwerer Seekrankheit
bewahrt bleiben. Im Dienst an der Front kommt hierzu die
Gefahr feindlicher Angriffe. Der Fesselballon ist ja das Auge der
Aufklärungsabteilungen und ist also ständig das Ziel
feindlicher Granaten und Flieger. Da heisst es dann für den
Foto: Fesselballon
Beobachter im Korbe gelegentlich sein
Leben durch Absprung zu retten.
Abspringen aus einer Höhe, an
die die höchsten Kirchtürme
nicht heranreichen! Das kostet
einen Entschluss. Aber der wird
erleichtert durch dienstlichen
Befehl. Da der Beobachter die
feindlichen Flieger selbst nicht
sehen kann, weil der über ihm
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Küche noch an anderer Stelle, s dass ich von 3.00 bis
Sonnenaufgang und dann zum Wecken dauernd
unterwegs war. Dazu war ich noch Gewehrführer und musste darum
schon mit Hand anlegen beim Instandsetzen der Waffen
und Geräte, zumal weil meine Korporalschaft ohnehin
die Kleineste - gleich 4 Mann - war, trotzdem aber die
Arbeit die selbe. Den versäumten Schlaf jedoch holte ich
in nächster Nacht nach. - Erschütternd war auch das
Verlesen der Post bei der Paradeausgabe. - Ausdem grossen
Postsack, wurden die Stücke einzeln hervorgeholt und
verlesen, der Gewehrführer nahm sie dann in Empfang, aber
wie oft erklang die Meldung: gefallen, verwundet,
vermisst. -
Der kommende Tag war schön, eine herrliche Gegend
überhaupt, die schönen Parks, das Dörfel so nett, wenn auch ein
Foto: Soldaten mit Kanone
S. 124
wenig reichlich verwahrlost, aber es war ja Krieg. Dicke WOlken
fegte der Wind über den Himmel, es war Fliegerwetter. Die
klare Luft hatte alle Fesselballons emporgelock, in langer
Reihe konnte man die Punkte am Horizont zählen, und
weiterhin feindwärts ebenfalls die feindlichen Ballone.
Lange liessen auch die Flieger nicht auf sich warten. - Die
Beobachter im Fesselballon haben einen schweren Dienst. Schon
bei einfachen Manöverübungen gehört der Aufenthalt im Kerbe
eines solchen Lufttelephanten nicht zu den Annehmlichkeiten
des Lebens, denn er schlingert und pendelt in so unangenehmer
Weise, dass nur ganz seefester Männer von schwerer Schwankheit
bewahrt bleiben. Im Dienst an der Front kommt hierzu die
Gefahr feindlicher Angriffe. Der Fesselballon ist ja das Auge der
Aufklärungsabteilungen und ist also ständig das Ziel
feindlicher Granaten und Flieger. Das heisst es dann für den
Foto: Fesselballon
Beobachter im Korbe gelegentlich sein
Leben durch Absprung zu retten.
Abspringen aus einer Höhe, an
die die höchsten Kirchtürme
nicht heranreichen! Das kostet
einen Entschluss. Aber der wird
erleichtert durch dienstlichen
Befehl. Da der Beobachter die
feindlichen Flieger selbst nicht
sehen kann, weil der über ihm
Abspringen aus einer Höhe, an
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S. 123
Küche noch an anderer Stelle, s dass ich von 3.00 bis
Sonnenaufgang und dann zum Wecken dauernd
unterwegs war. Dazu war ich noch Gewehrführer und musste darum
schon mit Hand anlegen beim Instandsetzen der Waffen
und Geräte, zumal weil meine Korporalschaft ohnehin
die Kleineste - gleich 4 Mann - war, trotzdem aber die
Arbeit die selbe. Den versäumten Schlaf jedoch holte ich
in nächster Nacht nach. - Erschütternd war auch das
Verlesen der Post bei der Paradeausgabe. - Ausdem grossen
Postsack, wurden die Stücke einzeln hervorgeholt und
verlesen, der Gewehrführer nahm sie dann in Empfang, aber
wie oft erklang die Meldung: gefallen, verwundet,
vermisst. -
Der kommende Tag war schön, eine herrliche Gegend
überhaupt, die schönen Parks, das Dörfel so nett, wenn auch ein
Foto: Soldaten mit Kanone
S. 124
wenig reichlich verwahrlost, aber es war ja Krieg. Dicke WOlken
fegte der Wind über den Himmel, es war Fliegerwetter. Die
klare Luft hatte alle Fesselballons emporgelock, in langer
Reihe konnte man die Punkte am Horizont zählen, und
weiterhin feindwärts ebenfalls die feindlichen Ballone.
Lange liessen auch die Flieger nicht auf sich warten. - Die
Beobachter im Fesselballon haben einen schweren Dienst. Schon
bei einfachen Manöverübungen gehört der Aufenthalt im Kerbe
eines solchen Lufttelephanten nicht zu den Annehmlichkeiten
des Lebens, denn er schlingert und pendelt in so unangenehmer
Weise, dass nur ganz seefester Männer von schwerer Schwankheit
bewahrt bleiben. Im Dienst an der Front kommt hierzu die
Gefahr feindlicher Angriffe. Der Fesselballon ist ja das Auge der
Aufklärungsabteilungen und ist also ständig das Ziel
feindlicher Granaten und Flieger. Das heisst es dann für den
Foto: Fesselballon
Beobachter im Korbe gelegentlich sein
Leben durch Absprung zu retten.
Abspringen aus einer Höhe, an
die die höchsten Kirchtürme
nicht heranreichen! Das kostet
einen Entschluss. Aber der wird
erleichtert durch dienstlichen
Befehl. Da der Beobachter die
feindlichen Flieger selbst nicht
sehen kann, weil der über ihm
Abspringen aus einer Höhe, an
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S. 123
Küche noch an anderer Stelle, s dass ich von 3.00 bis
Sonnenaufgang und dann zum Wecken dauernd
unterwegs war. Dazu war ich noch Gewehrführer und musste darum
schon mit Hand anlegen beim Instandsetzen der Waffen
und Geräte, zumal weil meine Korporalschaft ohnehin
die Kleineste - gleich 4 Mann - war, trotzdem aber die
Arbeit die selbe. Den versäumten Schlaf jedoch holte ich
in nächster Nacht nach. - Erschütternd war auch das
Verlesen der Post bei der Paradeausgabe. - Ausdem grossen
Postsack, wurden die Stücke einzeln hervorgeholt und
verlesen, der Gewehrführer nahm sie dann in Empfang, aber
wie oft erklang die Meldung: gefallen, verwundet,
vermisst. -
Der kommende Tag war schön, eine herrliche Gegend
überhaupt, die schönen Parks, das Dörfel so nett, wenn auch ein
Foto: Soldaten mit Kanone
S. 124
wenig reichlich verwahrlost, aber es war ja Krieg. Dicke WOlken
fegte der Wind über den Himmel, es war Fliegerwetter. Die
klare Luft hatte alle Fesselballons emporgelock, in langer
Reihe konnte man die Punkte am Horizont zählen, und
weiterhin feindwärts ebenfalls die feindlichen Ballone.
Lange liessen auch die Flieger nicht auf sich warten. - Die
Beobachter im Fesselballon haben einen schweren Dienst. Schon
bei einfachen Manöverübungen gehört der Aufenthalt im Kerbe
eines solchen Lufttelephanten nicht zu den Annehmlichkeiten
des Lebens, denn er schlingert und pendelt in so unangenehmer
Weise, dass nur ganz
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S. 123
Küche noch an anderer Stelle, s dass ich von 3.00 bis
Sonnenaufgang und dann zum Wecken dauernd
unterwegs war. Dazu war ich noch Gewehrführer und musste darum
schon mit Hand anlegen beim Instandsetzen der Waffen
und Geräte, zumal weil meine Korporalschaft ohnehin
die Kleineste - gleich 4 Mann - war, trotzdem aber die
Arbeit die selbe. Den versäumten Schlaf jedoch holte ich
in nächster Nacht nach. - Erschütternd war auch das
Verlesen der Post bei der Paradeausgabe. - Ausdem grossen
Postsack, wurden die Stücke einzeln hervorgeholt und
verlesen, der Gewehrführer nahm sie dann in Empfang, aber
wie oft erklang die Meldung: gefallen, verwundet,
vermisst. -
Der kommende Tag war schön, eine herrliche Gegend
überhaupt, die schönen Parks, das Dörfel so nett, wenn auch ein
S. 124
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S. 123
Küche noch an anderer Stelle, s dass ich von 3.00 bis
Sonnenaufgang und dann zum Wecken dauernd
unterwegs war. Dazu war ich noch Gewehrführer und musste darum
schon mit Hand anlegen beim Instandsetzen der Waffen
und Geräte, zumal weil meine Korporalschaft ohnehin
die Kleineste - gleich 4 Mann - war, trotzdem aber die
Arbeit die selbe.
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Château Morenchies
Location(s)
Document location Château Morenchies
- ID
- 15873 / 169039
- Contributor
- Heike Knothe
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