Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 1, item 56
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S. 94
Die Einwohner einge 50 Leute, Männer und Frauen, waren
bei der Erntearbeit, und droschen mittels Dreschmaschine, welche
durch eine Lokomobile betrieben wurde das Getreide aus.
Die Leute waren recht freundlich, und schon bei meinem ersten
Auftreten wurde ich eingeladen: "Monsieur - Kaffee tringen."
Es gab dann in Schälchen Kaffee, allerdings Ersatz, aber oft mit
Zucker und den Rest mit Cognac. - aber oft hiess es auch: "La
guerre - malheur, nix zücker nix cognac." Nach einer Stunde
Arbeit gabs dann Frühstück, bestehend aus Pellkartoffeln und
Salz, Weissbrot mit Weisskäse, und das bekannte, dort übliche Bier.
Zu Tisch war ich auch wieder Gast, - vielleicht war diese
Gastfreundschaft bestimmt mich milde zu stimmen, und ich tat das Meinige dazu.
Drückte manchmal ein Auge zu, und besorgte den Franzosen Tabak,
Zucker und Schnaps aus der Kantine, jedenfalls war das Einvernehmen
ziemlich gut, trotzdem ich Feind im Lande war, und betrogen
haben mich die Franzosen nicht. - Doch zurück zur
Mittagsmahlzeit. Dies bestand zumeist immer aus Bouillon, Kartoffeln
mit Bohnen oder Karotten. Um 4:00 gabs wieder Kaffee und
oft noch wurd ich zum Abendbrot auch noch eingeladen. Da gabs
hin und wieder Pomme friets [Pommes frittes], oder ein Weissbrot Speck.
Trotzdem die Unterhaltung schwierig war, wurde sie von Tag zu Tag
reger. Besonders trug ein schwarzhariges und dunkel beäugtes
freundliches Mädel dazu bei, welches ein reines Französisch sprach,
zum Unterschied zu dem Patois [französischer Dialekt] der Übrigen. Ich sass viel mit ihr
zusammen besonders mittags und abends nach der Arbeit, und
mit Hilfe eines Diktionnairs [Wörterbuch] plauderten wir viel, und ich
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lernte allerlei zu meinem wenigen Schulfranzösisch, schneller als früher.
Das Wetter war blendend, die Gegend schön, die Beschäftigung interessant
und lehrreich. In einer grösseren Ferme [Bauernhof], wo später gedroschen wurde,
war ich ebenfalls immer Gast, der Besitzer war der grösste Bauer.
Auch hier war ein flottes Mädel, schwarz und beweglich - Victoire
May. - Hier war ich sogar 2x Sonntag zum Karnickelbraten
eingeladen.-
Spassig war ein Vorfall: Wieder waren cr 50 Ztr. Getreide
ausgedroschen und mussten abtransportiert werden. Ich ging also zum
Maire [Bürgermeister] und sagte ihm nach der Begrüssung, die sehr freundlich
und mit Händedruck war: " Je veux avoir une voiture avec quartre
cheveaux pour transporter de blé á Bertry"
[Übersetzt: Ich will einen Wagen mit vier Pferden haben, um das Getreide nach Bertry zu transportieren.]
Verständnisloses Achselzucken war die Antwort, obwohl ich wusste, dass man mich verstanden,
Was machen, beim Donnerwetter, aufstampfen mit dem Fusse und
die Wiederholung auf Deutsch und ein paar Flüche, halfen natürlich
ebenso wenig, bis mir plötzlich einfiel: "Je vous prie, de me donner
etc. etc.:"
[Übersetzt: Ich bitte Sie, mir zu geben etc.]
zu sagen. Sofort antwortete der Maire diensteifrig:" Mais oui
Monsieur, venez avec moi, etc."
[Übersetzt: Aber ja, mein Herr, kommen Sie mit mir etc.]
zeigte mir den Bauern der die Pferde
zu stellen hatte, den für den Wagen, den Kutscher, und gab Order auf
Zeit und Stunde. 1 Stunde später rollte ich nach Bertry, obenauf
sitzend. Bei einer Bekannten des Kutschers stiegen wir ab, tranken Kaffee
mit Zucker und Kognac und Kuchen, und zum Dank schmuggelte
ich sie dann, durch die bewachte Bahnüberführung, denn sie wollte
ihre Verwandten besuchen, durfte aber ohne Ausweis nicht das
Dorf verlassen. Später auf dem selben Wege zurück.
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Die Einwohner einge 50 Leute, Männer und Frauen, waren
bei der Erntearbeit, und droschen mittels Dreschmaschine, welche
durch eine Lokomobile betrieben wurde das Getreide aus.
Die Leute waren recht freundlich, und schon bei meinem ersten
Auftreten wurde ich eingeladen: "Monsieur - Kaffee tringen."
Es gab dann in Schälchen Kaffee, allerdings Ersatz, aber oft mit
Zucker und den Rest mit Cognac. - aber oft hiess es auch: "La
guerre - malheur, nix zücker nix cognac." Nach einer Stunde
Arbeit gabs dann Frühstück, bestehend aus Pellkartoffeln und
Salz, Weissbrot mit Weisskäse, und das bekannte, dort übliche Bier.
Zu Tisch war ich auch wieder Gast, - vielleicht war diese
Gastfreundschaft bestimmt mich milde zu stimmen, und ich tat das Meinige dazu.
Drückte manchmal ein Auge zu, und besorgte den Franzosen Tabak,
Zucker und Schnaps aus der Kantine, jedenfalls war das Einvernehmen
ziemlich gut, trotzdem ich Feind im Lande war, und betrogen
haben mich die Franzosen nicht. - Doch zurück zur
Mittagsmahlzeit. Dies bestand zumeist immer aus Bouillon, Kartoffeln
mit Bohnen oder Karotten. Um 4.00 gabs wieder Kaffee und
oft noch wurd ich zum Abendbrot auch noch eingeladen. Da gabs
hin und wieder Pomme friets [Pommes frittes], oder ein Weissbrot Speck.
Trotzdem die Unterhaltung schwierig war, wurde sie von Tag zu Tag
reger. Besonders trug ein schwarzhariges und dunkel beäugtes
freundliches Mädel dazu bei, welches ein reines Französisch sprach,
zum Unterschied zu dem Patois [französischer Dialekt] der Übrigen. Ich sass viel mit ihr
zusammen besonders mittags und abends nach der Arbeit, und
mit Hilfe eines Diktionnairs [Wörterbuch] plauderten wir viel, und ich
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lernte allerlei zu meinem wenigen Schulfranzösisch, schneller als früher.
Das Wetter war blendend, die Gegend schön, die Beschäftigung interessant
und lehrreich. In einer grösseren Ferme [Bauernhof], wo später gedroschen wurde,
war ich ebenfalls immer Gast, der Besitzer war der grösste Bauer.
Auch hier war ein flottes Mädel, schwarz und beweglich - Victoire
May. - Hier war ich sogar 2x Sonntag zum Karnickelbraten
eingeladen.-
Spassig war ein Vorfall: Wieder waren cr 50 Ztr. Getreide
ausgedroschen und mussten abtransportiert werden. Ich ging also zum
Maire [Bürgermeister] und sagte ihm nach der Begrüssung, die sehr freundlich
und mit Händedruck war: " Je veux avoir une voiture avec quartre
cheveaux pour transporter de blè a Bertry"
[Übersetzt: Ich will einen Wagen mit vier Pferden haben, um das Getreide nach Bertry zu transportieren.]
Verständnisloses Achselzucken war die Antwort, obwohl ich wusste, dass man mich verstanden,
Was machen, beim Donnerwetter, aufstampfen mit dem Fusse und
die Wiederholung auf Deutsch und ein paar Flüche, halfen natürlich
ebenso wenig, bis mir plötzlich einfiel: "Je vous prie, de me donner
etc. etc.:"
[Übersetzt: Ich bitte Sie, mir zu geben etc.]
zu sagen. Sofort antwortete der Amire diensteifrig:" Mai oui
Monsieur, venez avec moi, etc."
[Übersetzt: Aber ja, mein Herr, kommen Sie mit mir etc.]
zeigte mit den Bauern der die Pferde
zu stellen hatte, den für den Wagen, den Kutscher, und gab Order auf
Zeit und Stunde. 1 Stunde später rollte ich nach Bertry, obenauf
sitzend. Bei einer Bekannten des Kutschers stiegen wir ab, tranken Kaffee
mit Zucker und Kognac und Kuchen, und zum Dank schmuggelte
ich sie dann, durch die bewachte Bahnüberführung, denn sie wollte
ihre Verwandten besuchen, durfte aber ohne Ausweis nicht das
Dorf verlassen. Später auf dem selben Wege zurück.
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Die Einwohner einge 50 Leute, Männer und Frauen, waren
bei der Erntearbeit, und droschen mittels Dreschmaschine, welche
durch eine Lokmobile betrieben wurde das Getreide aus.
Die Leute waren recht freundlich, und schon bi meinem ersten
Auftreten wurde ich eingeladen: "Monsieur - Kaffee bringen."
Es gab dann in Schälchen Kaffee, allerdings Ersatz, aber oft mit
Zucker und den Rest mit .... - aber oft hiess es auch: "La
guerre - malküre, ... zuber ein cognac." Nach einer Stunde
Arbeit gabs dann Frühstück, bestehend aus Pellkartoffeln und
Salz, Weissbrot mit Weisskäse, und das bekannte, dort übliche Bier.
Zu Tisch war ich auch wieder Gast, - vielleicht war diese
Gastfreundschaft bestimmt mich milde zu stimmen, und ich tat das Meinige dazu.
Drückte manchmal ein Auge zu, und besorgte den Franzosen Tabak,
Zucker und Schnaps aus der Kantine, jedenfalls war das ...
ziemlich gut, trotzdem ich Feind im Lande war, und betrogen
haben mich die Franzosen nicht. - Doch zurück zur
Mittagsmahlzeit. Dies ebestand zumeist immer aus Roullen, Kartoffeln
mit Bohnen oder Karotten. Um 4.00 gabs wieder Kaffee und
oft noch wurd ich zum Abendbrot auch noch eingeladen. Da gabs
hin und wieder Pommefruits, oder ein Weissbrotspeck.
Trotzdem die Unterhaltung schwierig war, wurde sie von Tag zu Tag
reger. besonders trug ein schwarz tragendes und dunkel beäugtes
freundliches Mädel dazu bei, welches in reines Französisch sprach,
zum Unterschied zu dem Pater der Übrigen. Ich sass viel mit ihr
zusammen besonders mittags und abends nach der Arbeit, und
mit Hilfe eines Dihtionsairs plauderten wir viel, und ich
S. 95
lernte allerlei zu meinem wenigen Schulfranzösisch, schneller als früher.
Das Wetter war blendend, die Gegend schön, die Beschäftigung interessant
und lehrreich. Zu einer grösseren Forme, wo später gedroschen würde,
war ich ebenfalls immer Gast, der Besitzer war der grösste Bauer.
Auch hier war ein flottes Mädel, schwarz und beweglich - Victoire
Mag. - Hier war ich sogar 2x Sonntag zum Karnickelbraten
eingeladen.-
Spassig war ein Vorfall: Wieder waren ca. 50 Ztr. Getraide
ausgedroschen und mussten abtransportiert werden. Ich gin also zum
Maire und sagte ihm nach der Brüssung, die sehr freundlich
und mit Händedruck war: " Je veux avoir une voiture avec quartre
eherreux pour transporter de blè a Rerby" Verständnisloses
Achselzucken war die Antwort, obwohl ih wusste, dass man mich verstanden [hatte].
Was machen, beim Donnerwetter, aufstampfen mit dem Fusse und
die Wiederholung auf Deutsch und ein paar Flüche, halfen natürlich
ebenso wenig, bis mir plötzlich einfiel: "Je vous prie, de me donner
etc. etc.:" zu sagen. Sofort antwortete der Amire diensteifrig:" Mai oui
Monsieur, vener avec moi, etc." zeigte mit den Raum der die Pferde
zustellen hatte, denn für den Wagen, den Kutscher, und gab Order auf
Zeit und Stunde. 1 Stunde später rollte ich nach Rerby, obenauf
sitzend. Bei einer Bekannten des Kutschers stiegen wir ab, tranken Kaffee
mit Zucker und Gognac und Kuchen, und zum dank schmuggelte
ich sie dann, durch die bewahte Bahnüberführung, denn sie wollte
ihre Verwanden besuchen, durfte aber ohne Ausweis nicht das
Dorf verlassen. Später auf dem selben Wege zurück.
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S. 94
Die Einwohner einge 50 Leute, Männer und Frauen, waren
bei der Erntearbeit, und droschen mittels Dreschmaschine, welche
durch eine Lokmobile betrieben wurde das Getreide aus.
Die Leute waren recht freundlich, und schon bi meinem ersten
Auftreten wurde ich eingeladen: "Monsieur - Kaffee bringen."
Es gab dann in Schälchen Kaffee, allerdings Ersatz, aber oft mit
Zucker und den Rest mit .... - aber oft hiess es auch: "La
guerre - malküre, ... zuber ein cognac." Nach einer Stunde
Arbeit gabs dann Frühstück, bestehend aus Pellkartoffeln und
Salz, Weissbrot mit Weisskäse, und das bekannte, dort übliche Bier.
Zu Tisch war ich auch wieder Gast, - vielleicht war diese Gast
S. 95
-
S. 94
Die Einwohner einge 50 Leute, Männer und Frauen, waren
bei der Erntearbeit, und droschen mittels Dreschmaschine, welche
durch eine Lokmobile betrieben wurde das Getreide aus.
Die Leute waren recht freundlich, und schon bi meinem ersten
Auftreten wurde ich eingeladen: "Monsieur - Kaffee bringen."
Es gab dann in Schälchen Kaffee, allerdings Ersatz, aber oft mit
Zucker und den Rest mit .... - aber oft hiess es auch: "La
guerre - malküre, ... zuber ein cognac." Nach einer Stunde
Arbeit gabs dann Frühstück, bestehend aus Pellkartoffeln und
Salz,
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- Contributor
- Heike Knothe
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